Mein Alltagsrad um 1985
1978 bin ich auf das Gymnasium Michelsenschule in Hildesheim gegangen. Ich kam in die große Stadt und jeden Tag an der Bahnhofsbuchhandlung und der Bahnhofsbibliothek vorbei.
In der Zeitschriftenhandlung lag ein "tour Magazin", welches mich in seinen Bann zog. In der Bahnhofsbibliothek lieh ich mir neben vielen Comics auch das legendäre Buch "Tour de France" von Hans Blickensdörfer vom Verlag Sigloch Edition, (heute erwerbbar für wenige €, ISBN 3893931600).
Beide Literaturen entfachten meine Leidenschaft für das Rennrad und ich lag meinen Eltern wohl oft in den Ohren mit meinem Wunsch nach einem Rennrad. Bis sie im Jahr 1985 meinem Wunsch nachgaben und 800 DM (deutsche Mark) investiert wurden.
Der Fahrradhändler riet von dem Invest einer derart hohen Summe in ein Fahrrad "ohne Licht, Schutzbleche und Gepäckträger" dringend ab. Ich war aber nicht abzubringen.
Winora Transeuropa von 1983:
Preis: 800,- DM (das entspricht etwa 400 € - heute kaum vorstellbar trotz Inflation).
Ursprüngliche Ausstattung: Shimano 600 Kurbel & Innenlager, 600 Naben, Altus Schaltung, Weinmann 605 Bremsen.
Laufräder: verchromte DD Speichen, Ambrosio Montreal Schlauchreifenfelgern.
Reifen: D'Alessandro, 280 g.
Lenker, Vorbau & Stütze: Sakae.
Sattel: SR Royal, später Selle San Marco Superleggera mit Alu-Gestell in blau.
Steuersatz: Tange Levin 1 Zoll.
Pedale: SR Sakae.
Gewicht: 10,8 kg.
1. Modifikation ca. 1982: blauer Concor Super Leggera Sattel mit Aluminiumgestell: 220 g. Das war damals sensationell.
2. Modifikation ca. 1985: schwarze Look PP75 Pedale (130 DM) - die haben die Gewichtsreduktion durch den Sattel deutlich aufgefressen.
Winora Transeuropa im Einsatz
Die ersten Runden 1982 waren um den Osterwald: Oldendorf, Benstorf, Mehler Waldhaus, Klostergut Wülfinghausen, Eldagsen, Dörpe, Coppenbrügge, Marienau, Hemmendorf und wieder Oldendorf (ca. 30 km). Diese Runde brachte mich am Anfang schon an meine Grenzen.
Später war meine bevorzugte Strecke zur Marienburg und über den Osterwald (von einigen Ortsfremden auch "kleiner Deister" genannt). Genauer: Start in Oldendorf, Benstorf, Mehle, Elze, Burgstemmen, Nordstemmen, Marienburg, über den Hügel Richtung Schulenburg, vorher links, Adensen, Hallerburg, Eldagsen, Dörpe, Coppenbrügge, Marienau, Hemmendorf und wieder Oldendorf (ca. 50 km) Hier kam mein Winora zum Einsatz und ganz vereinzelt traf man auch mal einen Rennradfahrer aus Hannover, der zunächst über Dörpe, dann auch noch über den Ith in Lauenstein geradelt ist. Das ganze mit einem blauen Koga Miyata Pro mit Dura Ace - das hat mir damals Bewunderung abgerungen.
Alternativen waren Touren dazwischen, oder mal nach Heyersum und von dort nach Gronau. Später habe ich dann auch meinen Schulfreund Christian Rämisch in Bettrum mit dem Rad besucht.
Klamotten: Hose Jaques Esclassan - die beste Hose, die ich bisher hatte! Super Elastan Material mit Hirschleder-Einsatz: einfach top. Leider ist JE später Konkurs gegangen.
Schuhe: SIDI Super Cycle mit Titansohle und Mesh-Obermaterial. Die SIDIs existieren heute immer noch und können jederzeit für Nostalgie-Aktionen genutzt werden - wie neu. War eben alles eine andere Qualität damals!
Winora Transeuropa heute
Mein Winora Transeuropa hat mich seit Anschaffung treu begleitet. Seit 1995 mit jährlich etwa 5.000 km wurde und wird es gut genutzt.
Es hat stets Updates erfahren und wurde für eine geplante Fahrradtour 1991 nach Frankreich zu einem "Reiserad" mit Rennradfahreigenschaften umgebaut. Dieser Zustand ist erhalten geblieben und wird von mir bei der täglichen Fahrt zur Arbeit sehr geschätzt.
In den letzten Jahren wurden die Lampen gegen leistungsfähige LED-Beleuchtungen ausgetauscht - seitdem kein Beleuchtungsausfall bei Abfahrten durch Verdampfen von Glühwendeln! Und auch noch mehr Licht.
In diesem Zustand gibt es folgende Verschleißteile:
Reifen: 1 Satz / Jahr (leider gibt es keinen Grand Prix mehr in gelb ;-(. Nicht nachvollziehbar und jammerschade.
Kette: Connex 8sx: alle 10.000 km, also alle 2 Jahre
Ritzel & Kettenblätter: alle 3-4 Jahre.
Sanyo Dynapower: alle 20 Jahre!
Look PP75: alle 33 Jahre!
Ausstattung
Ultegra Kurbel und Naben 6400 (danke an Olli Stahlhut, sie halten jetzt schon 25 Jahre).
Dura Ace: Innenlager 7400 (das alte Shimano 600 hat nur 26 Jahre gehalten;-)), STI-Bremsschalthebel, Sattelstütze.
Laufräder:
vorn: Ultegra, DT Swiss Competition (DD 2,0-1,8-2,0), Mavic Open4CD silber, eingespeicht und in Benutzung seit 1997,
hinten: Ultegra 8 fach, Sapim CX Ray Messer, Campagnolo Lambda, eingespeicht und in Benutzung seit 1997 zunächst mit Giro Prym Z Speichen, Speichentausch 2004.
Bremsen: Modolo Equipe blau eloxiert vorne, Weinmann 605 hinten.
Pedale: Look Competition PP75 - schwarz, laufen noch wie am ersten Tag!
Sattel: Flite Gel gelb, Pinarello Bestickung.
Steuersatz: WCW Nadellager, blau eloxiert (vermutlich Rudelli Nachbau oder Lizenzfertigung).
Vorbau: Modolo Motus.
Lenker: Ritchey Logic.
Gepäckträger: Kommbau Edelstahl, Bad Kaufungen - super!
Reifen: Conti GP 4000 gelb/orange - je nach Verfügbarkeit
Licht: Sanyo Dynapower Rollendynamo (im Leerlauf: 20 V~!), Supernova E3 Terraflux, B&M Toplight Diodenrücklicht.
Bremsen: Tektro 559 Dual Pivot Bremse: endlich richtig Bremsen.
Nächste Projekte: Schalten mit STIs
Bis ca. 2005 habe ich die Dura Ace 7400 Schaltung mit 8-fach Lenkerendschalthabeln geschaltet. Das ging 20 Jahre ohne Probleme.
Dann hatte ich beschlossen, daß Bremsschaltgriffe das Rad zeitgemäßer machen würden. Leider gibt es die Dura Ace 7400 STIs nicht mehr neu bzw. falls doch für horrendes Geld. Also bleiben nur gebrauchte Teile eine Wahl und da kann man Glück oder Pech haben. Seit Einbau der STIs macht der Dura Ace Schalthebel rechts Probleme. Mittlerweile ist es schon der zweite und es stellt sich immer noch als Problem dar.
Mittlerweile habe ich alles bis auf die Hebel getauscht: Schalten geht immer noch nicht.
Hier wird also demnächst angegriffen.